Gebrauchsanweisung Slowenien

To je edina knjiga, ki sem jo doslej napisal v nemščini, jezikovno pa jo je pregledal Matthias Göritz. Razlog za to odločitev je bila želja po intimni distanci od teme knjige, se pravi Slovenije in slovenske kulture, zavzeti kolikor se le da pogled od zunaj.

Originally written in German, text edited by Matthias Göritz
Piper Verlag, München
224 Seiten,
Flexcover mit Klappen
EAN 978-3-492-27750-1

Excerpt:
DER KARST
Kras, der Karst. Hart und klaffend wie das Wort selbst, ein aufbrechender Stein, ein Windschlag, ein Schrei. Sein Name wurde zum Namen aller Karstgebiete auf der Erde, die Karstologie erforscht die Wunder und Wunden der Erde zwischen Vipava und Istrien. Die Wissenschaft sagt, dass die Karsterde, die „jerovica“ beziehungsweise „terra rosso“ genannt wird, rot wegen ihres Eisengehalts ist. Wir wissen es aber besser: Es ist das Blut, das im Ringen zwischen Wasser und Stein in die Erde floss. Die Wissenschaft führt die Entstehung der Dolinen, der Karsttrichter, und der Uvalen, der Bergsteinhöhlen, auf die Erosion des Kalziumkarbonats im Kalkgestein zurück, wir wissen es aber ganz genau: Es ist die tragische Liebe des Wassers zum Stein, des Steins zum Wasser, die diese Welt zu zwei Welten gemacht hat, die Welt, auf der die Menschen leben, und die Unterwelt, in die sie nur ab und zu hinabzusteigen wagen, um sich ihrer eigene Fragilität zu versichern, und auch, um nach Wundern und Geheimnissen zu suchen. Am Karst steigt großes Gestein nachmittags heimlich zum Himmel auf und hängt dann da wie weiche Schaumwolken. Im Karst fließen die Flüsse verborgen unter der Erdoberfläche, ganz im Inneren des Gesteins, und wenn sie ab und zu hinausquellen, um das strenge Karstlicht zu erblicken und schäumend Atem zu holen, werden sie sofort mit einem neuen Namen bedacht. Der gleiche Fluss kann fünf oder sogar sieben Namen tragen, er versiegt und taucht unerwartet ein paar Kilometer weiter wieder aus dem Boden auf, um danach aufs Neue in seine geliebte chthonische Unterwelt zu versiegen.
Nicht allzu weit weg gibt es in der Adria ein Archipel, einen Mikrokosmos von kleinen und größeren Inseln, den Kornati. Auf dem Karst ist diese Welt auf den Kopf gestellt, das Wasser des nahen Meeres ist hier Gestein, die Inseln sind Räume innerhalb der Erde, ein Archipel aus unterirdischen Höhlen, Gängen, Flussbetten, Abgründen, Schluchten. Die Zeit tropft hier in die Ewigkeit. In der Dunkelheit bilden sich die prächtigsten Barockbauten aus Stille, unterirdische, gotische Tropfsteinkathedralen und Tempel aus feuchter, kühler Luft, die direkt aus dem Styx herbeiweht, uns an unsere Vergänglichkeit erinnert. Ein Vanitas-Bild, ein Nachhall unseres geistigen Lebens und unserer verstecktesten Gedanken, der hier auf einmal verhundertfacht hörbar wird. Der Karst als der gespaltene und doch zugleich auch kompletteste Mensch: Die Oberwelt wird von der Bora gepeitscht und von der Sonne verbrannt, sie ist der Körper – und die Unterwelt ist unsere unergründliche Seele.
»Mein Karst ist hart und gut. Jeder Grashalm hat den Felsen gespalten, um hervorzusprießen, jede seiner Blumen hat die Glut getrunken, um sich zu öffnen. Deshalb ist seine Milch gesund und sein Honig voller Duft«, schreibt der Triester Dichter Scipio Slataper. Und der aus Tomaj im Karst stammende Srečko Kosovel erwidert ihm: »Vrhovi kostanjev šumijo, /drevje z drevesi se pogovarja / in pred samoto, ki te očara, ko se uzreš v sobani duše, / preko vrhov še zadnji zvoki / sveta drsijo preko polja.“ „Das Rauschen der Kastanienkronen / Bäume sprechen mit dem Baum / und vor der Einsamkeit, die dich ergreift / wenn du dich selbst erblickst im Saal deiner Seele, / über den Kronen, ziehen die letzten Geräusche der Welt, / über die Felder“. Und dazu bemerkt Josip Osti, der aus Sarajevo in Kosovels ehemaliges Landgut Tomaj geflohene bosnisch-slowenische Dichter, der Kosovel wunderbar ins Bosnische übertragen hat: »Danes je nebo / sivo, jaz pa sem prepoln / kraške jasnine.« »Grau bedeckt ist heute / der Himmel, ich aber bin voll / der Klarheit des Karsts.«

“Bolj zeleno ne bo!” V nemščini poznajo ta izraz kot frazo pri prečkanju semaforiziranega prehoda za pešce. A obenem je izraz primeren za Slovenijo z vsemi odtenki zelene. V knjigi sem poskusil razmišljati o elememtarnih vprašanjih naše dežele in kulture, o ključnih zgodovinskih prelomnicah in osebnostih, pokrajinah, umetnicah in umetnikih, ki so nas sooblikovali, o slovenskih družinah, naši zavisti, o športu, o vinu in hrani. Predvsem pa o tem, zakaj Slovenci mislimo sami sebe na način, kot to počnemo.

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